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Forte di Vigliena

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Forte di Vigliena
Turm des Forte di Vigliena

Turm des Forte di Vigliena

Staat Italien
Ort Neapel
Entstehungszeit 1700er-Jahre
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Ruine nach Explosion
Bauweise Tuffsteinmauerwerk mit Verstärkungen in Piperno an den Ecken der Türme
Geographische Lage 40° 50′ N, 14° 18′ OKoordinaten: 40° 50′ 15,6″ N, 14° 17′ 47,1″ O
Höhenlage m s.l.m.
Forte di Vigliena (Kampanien)
Forte di Vigliena (Kampanien)

Das Forte di Vigliena ist eine Burgruine aus dem 18. Jahrhundert im Viertel San Giovanni a Teduccio von Neapel in der italienischen Region Kampanien. Sie liegt in der Via Marina dei Gigli (ehemals Stradone Vigliena). Von der Burg sind heute nur noch einige Reste erhalten.

Die Festung wurde im Jahre 1702 (nach anderen Quellen im Jahre 1706) erbaut,[1] und zwar auf Geheiß des Vizekönigs Juan Manuel Fernández Pacheco, Markgraf von Villena, nach dem sie auch benannt wurde. Sie diente im Königreich beider Sizilien auch zur Unterweisung der Kadetten der Königlichen Militärakademie Nunziatella in der Praxis der Artillerie.

Die historische Bedeutung der Festung ist vor allen Dingen mit einer Episode des Kampfes der Unterstützer der Parthenopäischen Republik gegen die Kräfte des Kardinals Ruffo am 13. Juni 1799 verbunden. Da sie die südlichste Garnison der Stadt Neapel war, befand sie sich in der ersten Linie beim Angriff der legitimistischen Kräfte von Süden, als die Republikaner ihre Positionen am Ponte della Maddalena aufgeben mussten. Die Festung wurde von etwa 150 Männern der Legione Calabra unter dem Kommando des Priesters von Corigliano Calabro, Antonio Toscani, verteidigt. Angegriffen von drei kalabresischen Bataillonen unter der Führung des Oberstleutnants Francesco Rapini[2] und später von intensivem Feuer der russischen Artillerie getroffen, wurden die Verteidiger auf ungefähr 60 Mann dezimiert.

Zeichnung des Grundrisses der Festung

Es scheint, dass sich Toscani, als er die Unmöglichkeit eines Sieges erkannte, entschied, die Pulvervorräte anzünden zu lassen, womit er seinen Tod und den eines großen Teils der Verteidiger, sowie den der Angreifer, verursachte. Die Festung wurde durch die Explosion teilweise zerstört, der nur ein einziger Republikaner, einer gewisser Fabiani, entkam, der sich vor der Explosion ins Meer stürzte.[3]

So beschrieb Alexandre Dumas der Ältere in seinem Aufsatz über die Bourbonen von Neapel[4], was passiert ist:

“In quel punto, s'intese una spaventevole detonazione, ed il molo fu scosso come da un terremoto; nel tempo istesso l'aria si oscurò con una nuvola di polvere, e, come se un cratere si fosse aperto al piede del Vesuvio, pietre, travi, rottami, membra umane in pezzi, ricaddero sopra larga circonferenza.“ (Era il forte di Vigliena saltato in aria.)

(deutsch: „An diesem Punkt war eine schreckliche Detonation zu hören und die Pier wurde wie von einem Erdbeben erschüttert; gleichzeitig verdunkelte sich die Luft durch eine Staubwolke und, als hätte sich am Fuße des Vesuv ein Krater geöffnet, fielen Steine, Balken, Trümmer und zerstückelte menschliche Gliedmaßen in einem großen Umkreis hernieder.“ (Das Forte di Vigliena war in die Luft geflogen.)

Die Zerstörung der Festung und der Tod so vieler Kameraden flößte der Kalabriern neue Wut ein; sie begannen erfolgreich den Angriff auf das Castello del Carmine,[2] und öffneten das Tor zur Eroberung von Neapel.

Die Festung, die von großer sozio-politisch-kultureller Bedeutung ist, wurde aufgegeben, sodass missbräuchliche Eingriffe sowohl von öffentlicher als auch von privater Seite möglich wurden. 1891 jedoch wurde die Festung auf Initiative einiger Parlamentarier, wie Paolo Emilio Imbrani und Pasquale Villari, zum Nationaldenkmal erklärt und restauriert, wenn auch ihr Zustand heute nicht mehr einem Nationaldenkmal würdig erscheint. Tatsächlich ließ man die Festung nach der Restaurierung wieder verfallen und sie wurde sogar von Privatpersonen als Hundezwinger genutzt. Heute ist sie nicht mehr öffentlich zugänglich.

Nur sechs Meter hoch, um die Flucht vor feindlichem Feuer von der Seeseite her zu erleichtern, ist die fünfeckige Festung von einem gut neun Meter breiten und fünf Meter tiefen Graben umgeben und so konzipiert, dass sie die Verteidigung des Hafens von Neapel mit seinen Kanonen sichern konnte. In die Festung gelangt man durch ein dreieckiges Ravelin mit Brüstung und Wachschützenstand. Diese Konfiguration musste auch zum Vortragen von Überraschungsangriffen gegen mögliche Eindringlinge dienen, die somit dem Feuer der an der Vorderseite angebrachten Kanonen ausgesetzt gewesen wären, von denen jede 35,9 Meter lang war, ebenso wie den Schüssen, die aus den zahlreichen Schießscharten entlang der Mauern gekommen wären.

Im Innenhof gab es einen Brunnen und eine Reihe von Kasematten, die als Nebenräume (Speisesaal, Waffenwerkstatt, Geräteschuppen usw.) dienten und entlang der Mauer aufgereiht waren, jede ausgerüstet mit einer Treppe, die zum ersten Obergeschoss und dem darüber liegenden Wehrgang führte. Genauso konnte man vom Hof aus in die Bastionen gelangen, die mit unterirdischen Tunneln für den Transport von Pulver und Munition versehen waren. Mit Ausnahme des Rahmens aus Lavagestein vom Vesuv, der die Kurtine zwischen den beiden Seitenbastionen krönte, war die Festung vollständig aus Tuffstein errichtet. 1742 wurde eine breitere Zugangsrampe zum Exerzierplatz angebaut.

Perspektive für das Forte di Vigliena

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Angesichts des fortgeschrittenen Verfalls und der wiederholten ungesetzlichen Nutzung gehen die Vorschläge zum Erhalt in Richtung der Errichtung eines archäologischen Parks. Die besondere wirtschaftliche Situation und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Kommunalverwaltung haben allerdings für die Umleitung der Investitionen zum profitableren Touristenhafen am selben Ort gesorgt.[5]

Einzelnachweise

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  1. Napoli e dintorni. Touring Club Italiano, Mailand 2005.
  2. a b Massimo Viglione: Rivolte dimenticate: le insorgenze degli italiani dalle origini al 1815. Città Nuova, 1999, S. 273, abgerufen am 12. Mai 2025 (italienisch).
  3. Atto Vannucci: I martiri della libertà italiana dal 1794 al 1848. Band 2. 1850, S. 44–47, abgerufen am 12. Mai 2025 (italienisch).
  4. Alexandre Dumas: I Borboni di Napoli. 1862.
  5. Antonio Cangiano: Forte di Vigliena, da monumento del 1799 a cimitero per cani. In: Corriere del Mezzogiorno. 23. März 2010, abgerufen am 13. Mai 2025 (italienisch).
  • Giuseppe Abatino: Il Forte di Vigliena. Edizioni dell'Anticaglia, Neapel 1999.
  • Grazia Ascrizzi, Luigi Esposito: Il forte di Vigliena. Ricostruzione plastica e storica. Fiorentino, Neapel 1980.
  • Francesco Pometti: Vigliena: contributo storico alla rivoluzione napoletana del 1799 con documenti e disegni inediti. Casa Pontieri Editrice, Neapel 1894.
  • Pasquale Turiello: Il fatto di Vigliena, 13 giugno 1799. Ricerca storica. Morano, Neapel 1881.
  • G. Arbatino: Il forte di Vigliena in Napoli nobilissima. 1899. Band 9, S. 150–154; Band 10–11, S. 168–171.
Commons: Forte di Vigliena – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien